Bredouille

Die wichtigsten Fragen der Menschheitsgeschichte – heute: Ist Frankreich eine große Fußballnation?

Der Trainer hat in dieser Angelegenheit unlängst entschieden Stellung bezogen und die Heimat von Ausnahmespielern wie Laslandesliga oder Guillaume Warmuz als „Petite Nation“ beleidigt. Klar, mit zwei EM- und einem WM-Titel können die Franzosen im europäischen Vergleich gegen die Platzhirsche Italien und Deutschland nicht anstinken. Dennoch liegen Les Bleus damit auf einem – wie ich finde – okayen dritten Rang in diesem inoffiziellen Nationenranking. Ex aequo übrigens mit den Spaniern und deutlich besser als das auf Nationalmannschaftsebene chronisch erfolglose Mutterland.

Tatsächlich ist ein sportliches Versagen viel eher auf Clublevel zu beobachten. Bis in die Fußballneuzeit hinein hat sich der gallische Vereinshahn eindeutig als zu leicht für die Wettbewerbe der UEFA erwiesen. Erst 1993 konnte das legendäre Starensemble von Olympique de Marseille um Tante Käthe einen Europapokal nach Frankreich holen. Drei Jahre nach diesem Erfolg bei den Landesmeistern gewann Erzrivale PSG den Pokalsiegerwettbewerb. Und dabei blieb es bis heute.

Angesichts einer Einwohnerzahl von fast 65 Millionen wird die Ausgangsfrage von diesen beiden einsamen Titelgewinnen eindeutig beantwortet. Das kleine Belgien konnte sich beispielsweise doppelt so oft in die Siegerlisten eintragen. Eine Aufhübschung dieser Bilanz ist auch nicht in Sicht. Lyon hätte sicher das Potential, mittelfristig die Europa League zu gewinnen. Blöd nur, dass dieser Club in der Regel gleichsam passabel wie chancenlos bei den ganz Großen mitkickt. Es scheint, als lägen die letzten Hoffnungen einer ganzen Nichtfußballnation auf den schmalen Schultern eines Kette rauchenden Migrantenkindes. Nach der Reform ist schließlich vor der Reform.

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