Diese sieben Fragen gingen soeben per Fax an die Pressestelle des Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) mit Sitz in Leipzig raus:
1.) Mitglieder der Rock-Band Silly traten in Trikots anderer Fußball-Vereine auf. Daraus resultierende Nachfragen hat Sängerin Anna Loos gemäß Bild.de folgendermaßen beantwortet: „Der MDR hat uns zu einem Fußballfest für die ostdeutschen Clubs eingeladen. Also haben wir verschiedene Trikots von Vereinen angezogen, denen wir von unserer Herkunft her nahe stehen.“
Ist diese Aussage von Frau Loos zutreffend?
a) Falls ja: Wurde so versucht, die Veranstaltung auf eine Ebene mit größerer gesellschaftlicher Relevanz zu heben?
2.) Wer hat diese Veranstaltung organisiert?
3.) Wer kommt für die Kosten dieser Veranstaltung (Planung, Mietausgaben, Genehmigungen, Entsorgung, Sicherheit, Show-Acts, etc.) auf?
4.) Sehen Sie die nach § 7 Abs. 3 des RStV geforderte strikte Trennung von Werbung und Programm angesichts der Bereitstellung einer derartigen Plattform für einen Getränkehersteller noch als gewährleistet an?
5.) Mehrere explizit auf Ihrer Webseite als Journalisten porträtierte Mitarbeiter traten im Laufe dieser Veranstaltung als euphorisierte Präsentatoren in Erscheinung – wie schätzen Sie die Gefahr zumindest eines partiellen Verlustes der journalistischen Unabhängigkeit in Bezug auf RBS Leipzig ein?
6.) Welche über den reinen Nachrichtenwert („Etwa {Anzahl} Menschen feiern den 2. Tabellenplatz eines unterklassigen Sportteams.“) hinaus reichende Tragweite rechtfertigt die mehrstündige Live-Übertragung dieser Veranstaltung?
7.) Wie beurteilen Sie die Ausgewogenheit Ihrer Sportberichterstattung unter der Prämisse „Fußball & Wintersport vs. alle anderen Sportarten“?
Update – die heutige Antwort der MDR-Presseabteilung:
.@stadioncheck Die Antworten auf Ihre Fragen zur #RBLAufstiegsfeier: @mdrde @SportimOsten @marcusengert pic.twitter.com/xsj21vVOtZ
— MDR Presse (@MDRpresse) 18. Mai 2016
Zu Kosten und Organisation bitte den Veranstalter RB Leipzig fragen. Der MDR hat das TV-Signal produziert, berichtet und sich um die Akquise der Bands gekümmert. Ein Briefing zur „Kleiderordnung“ für die Künstler gehorte nicht dazu.
Es war die Aufstiegsfeier von RB Leipzig, aber das MDR-Engagement ist breiter: „Sport im Osten“ hat auch die Aufstiege von Dresden und Aue umfangreich begleitet.
Viele tausende Menschen im Sendegebiet haben sich gefreut, dass nach mehr als 22 Jahren wieder ein sächsisches Fußballteam in der Bundesliga spielt. Einen Verstoß gegen die Trennung von Programm und Werbung oder einen Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht bei der Berichterstattung sieht der MDR nicht.
Beim Sport setzt der MDR nicht nur auf die populärsten Sportarten, sondern deckt ein breites Spektrum ab: Handball und Volleyball gehören genauso dazu wie Eishockey oder Boxen.– Die Presseabteilung des MDR via Kurznachrichtendienst Twitter