Managerstories

Es ist kein wirklich neuer Trend, eher ein seit einigen Jahren zu beobachtendes Kuriosum: So genannte Managerstories. Mitglieder einschlägiger Internetforen schreiben ihre Karriere in einem Fußballmanagerspiel als Fortsetzungsgeschichte nieder. Und dabei scheint es zunächst einmal nicht so wichtig zu sein, welches Managerspiel genau gespielt wird. Egal ob einer der Kult-Manager aus Ascarons Anstoss-Reihe, Segas realitätsnaher Football Manager oder der Fussball Manager von EA Sports gezockt wird – mit den Foren kamen irgendwann auch die Stories.

Besonders interessant: Neben einer virtuellen (dem Spiel an sich) und einer pseudo-realen (die tatsächlichen Ereignisse im Spiel – Transfers, Ergebnisse, Einnahmen und Ausgaben, usw.) ist auch eine fiktive Ebene wichtiger und wiederkehrender Bestandteil der Geschichten. Irgendwo auch logisch, es bedarf schließlich einer guten (= möglichst phantasievollen) Erklärung, wieso Roman Abramowitsch sein Starensemble nun ausgerechnet einem pickligen Nerd aus Hessisch Oldendorf anvertraut.

Exemplarisch sei diese gleichsam schöne wie glaubhafte Darstellung genannt:

[…] Gerade wegen dieser pessimistischen Aussicht war es für den HSV umso wichtiger schnellstmöglich einen Trainer zu finden, der der Herausforderung gewachsen war. Es fielen viele Namen, doch keiner wollte zusagen, da die meisten Trainer vom HSV in dieser Konkurrenz wohl die gleiche Meinung hatten wie Veh. […]

Wer hätte geglaubt, dass ich dann ins Spiel komme? Mein Name ist Alexander D. und ich habe bisher nur ein paar Jugendmannschaften nebenbei trainiert und nie selbst wirklich Fußball gespielt. Aufgrund einiger Baumaßnahmen und Krankheiten ergab es sich, dass ich an einem Nachmittag in der benachbarten Imtech-Arena mit meiner A, B und E Jugend von einem kleinen unbedeutenden Verein trainierte. Dabei muss mich (wie sich im nachhinein herausstellte) wohl HSV-Legende Uwe Seeler im Stadion beobachtet haben. Jedenfalls sprach er mich danach an, dass es doch unglaublich wäre wie ich da gerade drei Jugendmannschaften gleichzeitig koordiniert hätte. […]

Auf einmal grinste er mich an und meinte er würde mich als Person in der Führungsebene vorschlagen.

Die Geschichtenschreiber spielen sich also in der Regel selbst und nicht etwa bekannte Köpfe aus der Trainergilde. Was ihnen die Freiheit gibt, sich neben dem Karrie-Einstieg auch weitere über das Spielgeschehen hinausreichende Ereignisse einfallen zu lassen. Etwa Interviews mit der Lokalpresse, amouröse Abenteuer oder skandalöse Zwischenfälle in der Mannschaftskabine.

Managerstories, ein nicht uninteressantes Phänomen. Muss man aber mögen. Ich bleibe auf Blogtexten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*

*