Früher schrieb man noch Briefe und brachte sie danach ins Postamt. Macht man ja inzwischen kaum noch. Weil man kaum noch Briefe schreibt. Und weil es kaum noch Postämter gibt. Wer heute etwas mit dem gelben Riesen zu verschicken gedenkt, muss zu „Ingeborg’s Postkorb“ gehen. Oder in „Jessy’s Second Hand Shop 4 Kid’s“, der auch Postdienstleistungen anbietet. Oder zum Rahn. Überall das gleiche Bild: Wo einen früher gut bezahlte und schlecht gelaunte Beamte durch Panzerglas anmeckerten, wird man heute von schlecht bezahlten aber scheißfreundlichen Aushilfskräften bedient. In Sachen Kompetenz hat sich hingegen nicht viel verändert. Ich muss immer zu „Ingeborg’s Postkorb“, wenn ein Paket von Ämazän hinterlegt wurde. Briefe schreibe ich, wie alle anderen, fast gar keine mehr. Wenn, dann als Einschreiben mit Rückschein. Wer schon einmal mit den Wegelagerern vom Kundenservice eines DSL-Anbieters zu tun hatte, weiß wieso. Die Frage ist auch, was mit den ganzen Gebäuden passiert, die früher mal Postfilialen waren. Früher, also ganz früher, wurde aus einem ausrangierten Postamt oft ein Hotel oder eine Gaststätte gezaubert. Gerne „Alte Post“ oder „Zur Post“ genannt. Das kann allerdings auch zu Missverständnissen führen. Die Mutter einer Ex-Freundin vermute – ohne Spaß – einmal hinter der gut-bürgerlichen Fassade vom „Posteck“ den Sündenpfuhl einer Schwulenkneipe. In meiner Heimatstadt steht der riesige Betonklotz einfach ungenutzt in der Gegend herum. Obwohl, vielleicht werden dort die angeblich nicht angekommenen Kündigungsschreiben an die GEZ oder die Zeitschriftenabo-Gewerkschaft zwischengelagert. Andere Wege der schriftlichen Kommunikation haben allerdings auch so ihre Tücken. Frag nach beim SV Wilhelmshaven oder beim Vater von Eric-Maxim Choupo-Moting, prominenteste Opfer des Faxgerät des Grauens. Der Faxdienst wurde 1979 durch die Deutsche Bundespost offiziell eingeführt. Heute würde er eher durch die Deutschlandzentrale von „Jessy’s Second Hand Shop 4 Kid’s“ eingeführt. 1979 aber noch nicht. Die Bundesliga gab es damals schon 16 Jahre. Wie wurden in der Zeit zwischen ganz früher und dem „Es gab immerhin schon Faxgeräte“-Früher eilige Schriftstücke nach Frankfurt übermittelt? Ich könnte mir vorstellen, dass ein Motorradkurier stundenlang im „Posteck“ auf seinen Einsatz gewartet und dabei eine Apfelschorle getrunken hat. Falls Apfelschorle schon erfunden war. Ansonsten eben stilles Wasser. Wie man alles richtig macht, hat unlängst die Fußballabteilung des Eimsbütteler Turnverbandes gezeigt. Die komplette Mannschaft und der Trainer des DFB-Pokalteilnehmers gaben nach einem Finanzstreit fristgerecht ihren Vereinsaustritt zum 30. Juni bekannt. „Die Austrittserklärungen liegen mir alle unterschrieben vor“, sagte der erste Vorsitzende Frank Fechner. Es lebe das Einschreiben mit Rückschein!