In der Saison 1888/89 hatte Preston North End etwas vollbracht, was erst 115 Jahre später von Arsenal nachgeahmt werden sollte: Die englische Fußballmeisterschaft ungeschlagen für sich zu entscheiden. An dieser Zeitspanne wird bereits ersichtlich, dass eine derartige Leistung gar nicht hoch genug bewertet werden kann.
In der Bundesliga konnte jedenfalls noch überhaupt keine Mannschaft eine komplette Spielzeit ohne Niederlage überstehen. Am nächsten dran waren – natürlich – die Bayern, die 1986/87 auf dem Weg zum Titel nur ein einziges mal strauchelten.
Momentan führt Bayer Leverkusen die Bundesligatabelle unbesiegt an. Noch, ist man fast geneigt hinzuzufügen. Denn der Rekordmeister liegt trotz seiner zwei bislang erlittenen Schlappen punktgleich in Lauerstellung. Der Werkself droht nun quasi der Gipfel der Vizekusigkeit: Unbesiegt die Schale nach München gehen zu sehen.
Ein kurioses und dennoch nicht völlig unrealistisches Szenario, das allerdings keinen Anspruch auf Exklusivität erheben darf. Denn einen ganz ähnlichen Fall hat es bereits gegeben – vor gut 30 Jahren, in der italienischen Serie A. Der AC Perugia gelang 1978/79 das einmalige Kunststück, den zweiten Platz hinter Milan zu belegen, und das ohne eine einzige Niederlage. Rekordverdächtige 19(!) von 30 Begegnungen endeten mit einem Remis.
Das von Trainerfuchs Ilario Castagner betreute Perugia galt zu dieser Zeit als keinesfalls herausragender, aber eben sehr unbequemer Gegner. Äußerst diszipliniert, ohne die ganz großen Stars. Ein gewisser Walter Speggiorin war damals mit 9 Saisontörchen der gefährlichste Offensivspieler. Und wenn in einer sowieso schon torarmen Liga ein Team die sicherste Abwehr und einen bestenfalls mittelmäßigen Sturm aufzubieten hat, sind 0:0 und 1:1 nunmal die wahrscheinlichsten Ergebnisse.
Damals empfanden Perugias Tifosi das beste Abschneiden der Vereinsgeschichte samt Qualifikation für den UEFA-Cup sicher nur als schwachen Trost für den verpassten Scudetto. Heute wären sie froh, ihre Associazione Calcio würde überhaupt noch existieren. Nach sportlichen Berg- und Talfahrten, der Verwicklung in mehrere Wettskandale und finanziellen Problemen gab der Verein im Jahr 2005 seine Auflösung bekannt. Der Nachfolger Perugia Calcio dümpelt aktuell irgendwo im Mittelfeld der drittklassigen Serie C1 A.
Und, egal was in dieser Bundesligasaison noch passieren wird: So weit wird es in Leverkusen in naher Zunkunft wohl eher nicht kommen.
1978/79 gelingt es Perugia sogar, einen fantastischen zweiten Platz hinter Milan zu belegen, und das ohne eine einzige Niederlage: In 30 Begegnungen spielt Perugia 19 mal unentschieden und gewinnt 11 mal.