WM 2006: Angola – Portugal 0:1 (in Köln)
Luís Figo, Simão, Cristiano Ronaldo, Pauleta. Eine Offensivabteilung, die eigentlich mehr als fünf Minuten guten Fußball erwarten lässt. Aber nach einem Treffer und einem Schuss an den Außenpfosten stellen die Mannen um den aktuellen Weltfußballer bereits nach 300 Sekunden alle Angriffsbemühungen ein.
Dennoch schafft es ein von jeglichem Sachverstand unbelastetes Publikum problemlos, die schwache Darbietung auf dem Rasen zu unterbieten. Effzeh-Hymnen wechseln sich ab mit Karnevalschlagern, deren Tolerierung einen durch Genuss der exklusiv ausgeschenkten Ami-Plörre unmöglich zu erreichenden Alkoholisierungsgrad erfordern. Wer nicht aus Köln kommt, stimmt wahlweise mexikanische Wellen oder Deutschland-Sprechchöre an. So toll die WM auch wahr – gleichwohl lernte man irgendwie auch jeden aufrichtigen Fußball-Hasser zu schätzen.
Es waren die kleinen Geschichten, abseits des Sommermärchen-Hypes, die diesem durchkommerzialisierten Turnier eine Nuance Charme verliehen haben. Und so ließ ein einziges Foto, respektive die ulkige Begebennheit, die mich zum Betätigen des Auslösers animierte, selbst diesen eher durchwachsenen Juniabend in Müngersdorf in guter Erinnerung bleiben:
Die Umständlichkeit, die ein Großteil der angolanischen Fans beim Betreten des Stadions an den Tag legte, war einfach bemerkenswert. Wie Lemminge bildeten die Südwest-Afrikaner lange Schlangen vor den ersten vier Eingangstoren, obwohl sich direkt daneben etwa 15 weitere völlig menschenleer präsentierten. Eine wirklich absurde Szenerie, die in unserer Reisegruppe natürlich eine intensiv geführte Diskussion über soziologische und kulturelle Ursachen zur Folge hatte.
Die von Political Correctness geprägte Debatte hat ihren Höhepunkt längst überschritten, als sich Oberstudienrat Keek B.* aus L. in seinem ihm ureigenen Habitus zu einem lakonischen Fazit hinreißen lässt:
Das sind die bestimmt von der Essensausgabe so gewohnt.
Das nennt man wohl pädagogischen Pragmatismus.
* Name der Redaktion bekannt