Ein Pokalrekord, der keiner ist

41.400 Zuschauer haben das Pokalspiel zwischen Germania Windeck und Bayern München im Stadion gesehen. Diese Kulisse bedeutet einen Rekord für einen Amateurclub im DFB-Pokal.

Behaupten unter anderem die (sid-Meldung), die, die oder auch die. Welt Online setzt sogar noch einen drauf:

Vor 41 100 Zuschauern im Kölner WM-Stadion (Weltrekord für Spiele zwischen Amateur- und Profiklubs) […].

Ein WELTREKORD also. Ob es sich dabei um einen deutschen oder internationalen Weltrekord handelt, bleibt indes unklar.

Wir sehen hier also ein bunte Mischung verschiedener Mediengattungen – Nachrichtenmagazin, Special-Interest-Portal, lokale und überregionalen Zeitungen –, die eine Tatsache eint:

Die Rekord-Behauptung ist falsch!

Bereits ein gar nicht allzuweit zurück gerichteter Blick in die Archive hätte gezeigt, dass da etwas nicht stimmen kann. In der Pokalrunde 07/08 empfing im Achtelfinale der Wuppertaler SV (damals: Regionalliga Nord, 3. Liga) eben jenen Rekordmeister, der scheinbar gerne für solche Rekordkulissen sorgt. 61.482 Zuschauer wollten damals die in der Schalker Arena ausgetragene Partie live vor Ort verfolgen. Genau 20.382 mehr als gestern in Köln.

Wie kann es zu dieser vielfachen Fehlleistung kommen? Nun, vermutlich beruft man sich allerorten auf den ZDF-Mann, der die Zusammenfassung des Spiels kommentierte und diese Rekord-Mär in die Welt setzte. Deshalb schreiben wir uns dick und fett ins Journalisten-Handbuch: Zur Verifizierung solcher Sachverhalte müssen immer mindestens zwei voneinander unabhängige Quellen bemüht werden.

4 thoughts on “Ein Pokalrekord, der keiner ist

  1. sagt:

    Wie aber soll ich mich auf die Zwei-Quellen-Regel verlassen können, wenn selbst der DFB widersprüchliches von sich gibt?

    Ich denke mir zumindest immer, dass man – irgendein Zeitdruck hin oder her – doch mit dem hoffentlich vorhandenen Wissen stutzig werden muss, sich vielleicht mal eine Minute nimmt und darüber nachdenkt.

  2. stadioncheck sagt:

    Zunächst einmal würde es schon helfen, sich faktenbezogene Nachschlagewerke (z. B. von Hardy Grüne) ins Redaktionsregal zu stellen. Die darin enthaltenen Zahlenkolonnen mögen vielleicht nicht besonders sexy sein (ich seh das ganz anders 😉 ), aber sie sind auf jeden Fall ein gutes Werkzeug, um solche Behauptungen einer schneller Überprüfung zu unterziehen. Außerdem deckt man damit auch das Pre-Internet-Zeitalter ab.

    Gut, in dem Fall hatte ich jetzt den Vorteil, dass ich in GE wohne und mich an das Wuppertal-Spiel noch spontan erinnert habe. Aber selbst wenn dem nicht so wäre, kann ich eine solche These doch nicht einfach auf meinem Medium ungeprüft nachplappern.

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