Ich habe in den letzten Tagen bei twitter tatsächlich jeder Versuchung widerstanden (soviel Eigenlob muss sein), auf Links zu Blöd.de zu klicken und habe auch nicht vor, von dieser Erfolgstaktik abzuweichen. Die Nationalmannschaft ist auch echt nicht meine Baustelle (was nicht heißt, dass deren Abschneiden mich nicht interessieren würde) – dennoch habe ich natürlich mit einem Auge mitbekommen, was da so abgegangen ist.
Und das einigermaßen verwundert. Ich möchte so eine Hysterie mal erleben, wenn irgendwelche Privatfotos von Unfalltoten unverfremdet und ohne Einwilligung veröffentlicht werden oder ein eines Sexualdelikts Verdächtigter mit Klarnamen auf der Titelseite als „Sex-Monster“ bezeichnet wird.
Denn mal ehrlich: Fußball, ganz besonderes die Beurteilung und die daraus resultierende Wahrnehmung von Nationalspielern, ist gegen solche Vorfälle ein unrelevanter Fliegenschiss.
Sicherlich betreibt die Blöd Schwarz-Weiß-Malerei, hat sie denn jemals etwas anderes getan? Sind gnadenlose Zuspitzung und Emotionalisierung nicht gerade das Wesen des Boulevards?
Der nicht ganz so feine Umgang mit Jogi Löw rief dann natürlich den Stadionsprecher von Werder Bremen auf den Plan. Und leider hat hier die Neugier gesiegt. Ich habe den bei Facebook veröffentlichten, so genannten „offenen Brief“ (ohne erkenntlichen Empfänger) tatsächlich gelesen. Gegen (überzogene) Kritik an Löw argumentiert er mit Siegen gegen Österreich, Kasachstan und Aserbaidschan? Brillant! Grautöne kennt man offenbar auch in Bremen nicht.
In seiner grenzenlosen Unselbstgerechtigkeit wird der gute Mann gegen Ende dann außerdem etwas dramatisch:
Ich finde Facebook in diesen Tagen ganz, ganz eklig.
Das ist ungefähr so, als würde man sich im RTL-Videotextchat über die Umgangsformen im RTL-Videotextchat mokieren.
Zurück zum Thema. Nein, die Blöd ist kein trashig-lustiges Schmuddelblättchen für die Mittagspause. Vielleicht hat es jetzt auch der letzte kapiert. Sie folgt – zumindest meiner Meinung nach – auch nicht unbedingt einer Ideologie. Sie ist aber, vielleicht noch viel gefährlicher, bis hin zur Skrupellosigkeit opportunistisch.
Zuletzt hatte zwar selbst Deutschlands Springer-Kritiker Nr. 1 die schlimmsten Zeiten mit systematischer Hetze gegen Migranten, Asylbewerber und generell alles Fremde überwunden gesehen, aber auch Günter Wallraff kann sich ja mal irren. Von daher muss man der Blöd fast dankbar sein, dass sie mal wieder ihr wahres Gesicht (Stichwort: „Hymne mitsingen“) gezeigt hat.
Tut mir also einen Gefallen: Verschont mich mit Links auf Blöd-Artikel, selbst wenn sie mit kritischem Unterton präsentiert werden. Gleiches gilt für offene Briefchen von Zeigler. Danke.
Wo Du Recht hast, hast Du Recht! Schundblatt, gefährliches noch dazu!