Hassgefühle auf Verkehrsgesellschaften sind für die meisten modernen Großstädter nichts Unbekanntes. Wer kann schon ruhig bleiben, wenn der ICE, bis vor wenigen Momenten noch als pünktlich deklariert, urplötzlich eine Stunde Verspätung auf dem Tacho hat und ein wichtiger Termin deshalb nicht eingehalten werden kann? Dennoch sollte mensch seiner Wut nach Möglichkeit nicht im Innenraum des gewählten Verkehrsmittels Luft verschaffen. Das gilt umso mehr, wenn es sich dabei um ein Passagierflugzeug handelt.
Mit der Aussicht, auf Tickets im Wert von umgerechnet 3735,24 Euro sitzenzubleiben und zum ersten mal seit 20 (zwanzig!) Jahren ein Spiel der DFB-Elf zu verpassen, hat ein deutscher Fußball-Fan allerdings genau das getan: Der in Groundhopper-Kreisen nicht unbekannte 37-Jährige randalierte auf seinem verspäteten Flug zum WM-Halbfinale in Durban.
„Drei Monate Haft auf Bewährung“ lautete das im Juli gefällte Urteil. Liest sich angesichts eines derartigen Vergehens vergleichsweise nachsichtig, wofür Richter Peter Campbell natürlich auch die passende Begründung parat hatte:
You’ve lost so much already, I’m not going to add to your burden.
Das schmerzt beim Lesen und Sich-Vorstellen.