WM 2010: Nach dem Schicksalsspiel ist vor dem Schicksalsspiel

Deutschland hat die zum Endspiel erklärte Partie gegen Ghana gewonnen. Das 1:0 war nicht unverdient, aber auch nicht wirklich überzeugend. Im anstehenden Prestige-Duell gegen England ist nun eine deutliche Leistungssteigerung gefragt.

Johannesburg. Als der souverän leitende Schiedsrichter Carlos Simon die Partie im Soccer City Stadium abpfiff, konnte man die Erleichterung an Joachim Löws Gesichtszügen förmlich ablesen. Dank Mesut Özils goldenem Treffer zieht Deutschland als Gruppenerster in das Achtelfinale ein und trifft dort am Sonntag um 16 Uhr auf die englische Nationalmannschaft.

Es war ein hartes Stück Arbeit für die DFB-Auswahl, die den früh attackierenden Gegner nur selten unter Kontrolle bekam. Im Angriff lief wenig zusammen, doch vor allem die Defensivarbeit gab immer wieder Anlass zu Sorgenfalten. Die Schwachstelle in der Abwehr war schnell ausgemacht – mehrfach mussten Manuel Neuer und Innenverteidiger-Kollege Arne Friedrich die Patzer von Per Mertesacker ausbügeln.

Bereits im Spiel gegen Serbien hatte der Bremer eine äußerst schwache Figur abgegeben. Gleich zwei kapitale Fehler innerhalb weniger Sekunden führten damals zum entscheidenden Gegentreffer. Satte 175 Gegentreffer hat der 25-Jährige im Laufe seiner vier Spielzeiten beim SV Werder erlebt. Erstaunlich, dass der langsame, immer etwas ungelenk wirkende und gemessen an seiner Körpergröße auch nicht übermäßig kopfballstarke Mertesacker irgendwie trotzdem nie in der Kritik stand. Nun ist es also soweit, doch Löw hat bereits angedeutet, auch weiterhin auf den geborenen Hannoveraner zu vertrauen.

Am Sonntag Abend werden wir wissen, ob sich diese moderne Form der Nibelungentreue ausgezahlt hat. Denn auch wenn die „Three Lions“ ihrerseits bei diesem Turnier nicht vollends überzeugen konnten: Das Mutterland des Fußballs geht als leichter Favorit in die Partie. Mit Weltklassespielern wie Rooney, Lampard oder Gerrard besitzt England schließlich genau die personelle Qualität, die der weitestgehend unerfahrenen deutsche Elf alles abverlangen wird.

Der Vertrag des Bundestrainers läuft am 31 Juli 2010 aus. Der Ausgang dieses Klassikers könnte also auch für Löws berufliche Zukunft von großer Bedeutung sein. Im Viertelfinale müsste seine Mannschaft voraussichtlich gegen Argentinien antreten. Ein Ausscheiden gegen den Topfavoriten würde man ihm und dem jungen Kader sicherlich verzeihen.