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Oberliga Nordrhein – 01/02
Wuppertaler SV – MSV Duisburg (A)
6:2 (2:2)
23.02.2002, Stadion am Zoo (Wuppertal)
820 Zuschauer
Eigentlich sollte hier der Spielbericht vom Duell der beiden Fortunas im Kölner Südstadion stehen. Leider hatte der Wettergott etwas dagegen und diese Partie wurde kurzfristig verlegt, wovon ich erst im Zug per sms erfahren habe (Danke noch mal!). Immerhin blieb noch genug Zeit zum Umplanen. Also schnell ins Bahnhofskiosk und die Reviersport gekauft. OK, mögliche Ersatzpartien hatte ich nun ausgemacht, doch woher sollte ich erfahren, dass diese nicht auch ausfallen? Nach telefonischer Nachfrage bei Herrn MvG wusste ich immerhin, dass im Videotext noch nichts von Spielabsagen in der Oberliga Nordrhein zu lesen war. So ging es also mit der nächsten S-Bahn in Richtung Wuppertal/Zoologischer Garten.
Dort angekommen, fand ich nach kurzer Orientierungslosigkeit auch recht schnell das Stadion, wo ich mich sofort auf den nächstbesten Ordner stürzte. Dieser beruhigte mich, das Spiel werde ganz sicher angepfiffen – HURRA! So selbstverständlich war das nämlich nicht, fegten doch teils heftige Schnee-, Graupel-, Hagel- und Regenschauer übers Bergische Land. Ich glaube, Holländische Tomaten sind der einzig mögliche Aggregatzustand, den das vom Himmel fallende Wasser an diesem Tag nicht angenommen hatte.
Neben mir hatten sich etwa 800 Unentwegte eingefunden, darunter auch einige F95-Fans. Eigentlich wollte ich den Ground ja bei einem Spiel mit größerem Zuschauerpotential „entjungfern“, aber ich komme gerne auch ein zweites mal. Denn kaum woanders trifft das arg strapazierte Wörtchen „Kult“ eher zu als auf das Stadion am Zoo: Eine alt-ehrwürdige Arena mit Laufbahn, in den beiden Kurven sind außerdem noch die Reste einer Steilradbahn stehen geblieben. Blickfang ist natürlich die große Tribüne, die immerhin 5.000 Plätze in Form von hellgrauen Plastiksitzen anbietet. Diese wurde 1993 komplett renoviert und stellt quasi eine Symbiose von denkmalgeschützter Fassade und moderner Dachkonstruktion dar – sehr gelungen, wie ich finde.
Das Spiel war aufgrund der Platz- und Witterungsverhältnisse natürlich nichts für Fußballästheten. Immerhin wurde der neutrale Beobachter durch eine Vielzahl an Torchancen unterhalten. Wuppertal war von Anfang an überlegen, was sich in der 1. Hälfte jedoch nicht im Ergebnis widerspiegelte. In der 32. Minute drohte das Spiel sogar zugunsten der jungen Zebras zu kippen: Zuerst lies sich der zu weit vor seinem Kasten stehende WSV-Schlussmann durch einen harmlosen Aufsetzer aus ca. 30 Metern zum 1:2 überwinden. Keine 30 Sekunden später klatschte eine Bogenlampe aus gleicher Position an die Latte, den Nachschuss konnte Keeper Heese gerade so zur Ecke abwehren. Kurz vor dem Pausenpfiff schafften die Hausherren dann doch noch den Ausgleich.
In der Halbzeitpause wurden die wenigen Besucher auf den unüberdachten Plätze kostenlos per Lautsprecherdurchsage auf die Tribüne gebeten, wirklich nette Geste vom Verein. Auch ich verschob meinen Sitzplatz um ein paar Meter, da der hinter mir stehende Oskar mit seiner Blechtrommel doch gehörig nervte. Im Wuppertaler Offensivspiel lief nach der Pause zunächst nicht viel zusammen, der unsichere Schiri tat sein Übriges dazu. Das veranlasste einen Großteil der Heimfans zu Pfiffen und Pöbeleien gegen den Unparteiischen und die eigene Elf.
Mit einem grandiosen Schlussspurt wurden die Duisburger dann aber schlussendlich doch noch sicher besiegt. Nach dem Vorentscheidenden 4:2 gab es noch ein kleines Schmankerl zu sehen, das kein Auge trocken ließ: Der Wuppertaler Trainer Hey umarmte im Überschwang seiner Gefühle den Linienrichter und setzte ihm eine WSV-Kappe auf. Diesem war das sichtlich peinlich, und er versuchte sich mit einem gequälten Lächeln über die Situation zu retten – sehr geile Aktion. Nach dem Spiel wurde von Publikum und Heimelf dann noch die Welle zelebriert. Ja, der gemeine Fußballfan verzeiht eben sehr schnell…
Fazit: Kurzweiliger Kick und ein verdienter Sieg für den WSV, der allerdings um zwei Tore zu hoch ausgefallen ist.
Nach Spielende wollte ich natürlich mit der Schwebebahn zum Hbf schweben. Tja, da kommt man einmal in seinem Leben in diese Stadt, und natürlich wird ausgerechnet dann das berühmte Verkehrsmittel generalsaniert – Busfahren kann ich in jedem Kuhdorf!!! Naja, ein guter Grund mehr, noch einmal hierhin zu kommen.