Nebelkerze Torlinientechnologie

Der 5. Juli 2012 könnte in die Fußballgeschichte eingehen: Die Mitglieder des International Football Association Board (IFAB) haben sich für die Einführung der Torlinientechnologie entschieden. Diese soll zunächst bei der Club-WM in Japan, beim Confederations Cup 2013 und auch bei der WM 2014 in Brasilien getestet werden. Erst danach wird entschieden, ob das Verfahren auch auf nationaler Ebene, also etwa in der deutschen Bundesliga, zum Einsatz kommt.

Eine revolutionäre Maßnahme, die den Fußball fairer und damit besser macht? Eher nicht.

Wie oft wird etwa im Laufe einer Bundesligasaison darüber gestritten, ob ein Schuss die Torlinie in Gänze überschritten hat? Gefühlt vielleicht an jedem zweiten Spieltag, die tatsächliche Häufigkeit dürfte noch darunter liegen. Das Wembley-Tor ist ja gerade deshalb seit Jahrzehnten Gesprächsthema, weil es so außergewöhnlich war.

Über einen 1990 im Römer Olympiastadion ertönten Elfmeterpfiff wird „an den Fußball-Stammtischen der Republik“ (sorry…!) hingegen so gut wie nie diskutiert. Klar, auch weil Deutschland davon profitiert hat. Darüber hinaus gibt es falsche und zweifelhafte Elfmeterentscheidungen einfach in fast jedem Spiel, sie sind sozusagen Fehlentscheidungsalltag. Gleiches gilt für das leidige Thema Abseits.

Die Torlinientechnologie wird den Fußball, wenn überhaupt, nur ein wenig gerechter machen. Das Beispiel Ukraine – England (EM 2012) – einem hinter der Linie geklärten Ball (Tatsachenentscheidung: kein Tor) war eine klare Abseitsposition vorausgegangen – zeigt ferner, dass dieses Tool auch für zusätzliche Verwirrung und Diskussionen sorgen kann.

Wenn man sich schon dafür entscheidet, die Qualität der Spielleitung mit technischen Hilfsmitteln zu verbessern, dann bitte auf breiter Ebene. Der alleinige Einsatz der Torlinientechnologie wirkt willkürlich und wie ein fauler Kompromiss.

5 thoughts on “Nebelkerze Torlinientechnologie

  1. sagt:

    Ja, irgendwie hast Du ja Recht, allerdings ist das die technische Unterstützung, die sich am einfachsten Umsetzen lässt. Alles andere, wie z.B. strittige Elfer- oder Abseitsentscheidungen, ließe sich ja nur mit einer Unterbrechung und anschließender Viedeoanalyse lösen. Wollen wir das wirklich? Ich nicht! Die Vereine, Verantwortliche etc. ggf. ja, könnte ja schließlich Mehreinnahmen aus der Werbung bedeuten…

  2. stadioncheck sagt:

    Da Club-WM oder Confed Cup sind eigentlich ideal, um so etwas zu testen. Keine Freundschaftsspiele, aber auch nicht soo super wichtig. Ich fände es jedenfalls angebrachter, dort vor der generellen Einführung den Videobeweis auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln.

    Jedes Team hat meinetwegen eine Einspruchsmöglichkeit pro Spiel, die erhalten bleibt falls sich der Einwand als berechtigt erweist. So würden sich die Unterbrechungen in Grenzen halten.

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